Interview am 18. März im Guest House mit Lukas Medlam (29), Geiger, Konzertmeister und Komponist.
Lieber Lukas wir kennen uns persönlich relativ wenig, hauptsächlich durch Konzerte und daher möchten ich und natürlich auch das Publikum dich näher kennen lernen.
Wo und warum hast du studiert?
Das ist etwas kompliziert. Ich habe, bevor ich nach Wien gekommen bin, ein 4-jähriges Physik -Masterstudium absolviert und abgeschlossen.
Woher bist du nach Wien gekommen?
Aus London und habe vor dem Physik Studium ein halbes Jahr am Royal College Musik studiert.
Dort hatte ich einen phantastischen jüdischen Professor. Es war eine schöne und schwierige Zeit, aber nach dem Physikstudium wollte ich mir selbst noch die Chance geben, Musiker zu werden.
Du bist geboren……..
in England und bin erst ca. 5 Jahre hier in Österreich.
Und warum sprichst du in so kurzer Zeit akzentfrei deutsch?
Meine Mutter ist Österreicherin und hat mit mir immer deutsch gesprochen. Mein Vater ist Engländer.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Ort in der Nähe von Oxford.
Warum hat es dich nach Wien gezogen?
Es war etwas schwierig, da man damals nur ein Masterstudium machen durfte oder einen großen Betrag für ein zweites Masterstudium bezahlen hätte müssen. Ich wollte nach Paris oder Wien gehen und ich habe mich dann für Wien entschieden.
Hast du in Wien weiter studiert?
Ich habe am Konservatorium Wien ein Masterstudium angefangen. Das Kons. war dann im Vorjahr aus, da ich das 2-jährige Masterstudium in ein 4-jähriges Studium umgewandelt habe (lacht). Im zweiten Jahr kam so viel Arbeit auf mich zu, dass ich danach etwas Ruhe brauchte.
Du hast gesagt, dass du im zweiten Jahr schon gearbeitet hast, waren dies Konzerte?
Ja es gab schon Konzertanfragen, eine Anfrage nach China und kleinere Arbeiten, mit denen man Geld verdienen kann und wo man sich langsam aufbauen kann. Das war gut, denn ich war dann schon im zweiten Jahr unabhängig und konnte meine eigene Miete bezahlen, was einen natürlich freut.
Du komponierst auch, macht dir das Spaß ?
Ja, sehr großen sogar, aber man braucht dazu einen klaren Kopf und kann dies nicht unter Stress machen. Schon als kleiner Bub habe ich in Partituren hineingeguckt und wollte sehen, wie sie schreiben, die Komponisten. Ich bin auch sehr konservativ, was meinen Stil betrifft. Ich mag atonale Musik auch nicht sehr. Was ich schreibe, muss auf Harmonie basiert und mit Melodie versehen sein.
Das Wichtigste an der Musik ist, wie sehr sie berührt. Wie wird ein Mensch der zuhört zu einer Emotion gebracht?
Es muss doch alles einen Zweck haben, wie z.B. die Emotion, Liebe zu produzieren. Was heute komponiert wird, ist doch sehr viel auf Chaos ausgerichtet.
Es mag interessant sein, aber die Menschheit kann dadurch nicht gefördert sein. Fortschritt werden wir dadurch nicht machen.
Der Grund warum wir heute eigentlich da sitzen ist eine Erinnerung an ein Konzert mit dir, worüber auch meine Frau gesagt hat, dass du so eine positive Ausstrahlung, ja eine sehr vornehme hast. Das überträgt sich auf deine Musik. Weiters imponiert mir deine Hilfsbereitschaft sofort zu helfen, wie z.B. bei einem Diplomkonzert für eine Sopranistin einzuspringen.
Das stimmt, man muss seinen Lebensunterhalt bestreiten können, man muss ja essen und trinken, aber was mich reizt, sind so kleine Projekte wie z.B. jetzt dieses kleine Konzert, bei dem man sich kennenlernt. Man hat etwas Positives erlebt und das gibt mir eine große Erfüllung. Ich schätze es natürlich auch an anderen Leuten, wenn sie gute Kollegen sind.
Ich glaube, dass du sehr verlässlich bist, dass du die nötige Ehrfurcht vor der Kunst hast, die Ehrfurcht vor dem Komponisten, vor dem Publikum und das spürt man bei dir. Für mich eine ganz ganz wichtige Attitude eine Künstlers.
Du hast mir einmal erzählt, dass du eventuell einmal das Orchester deiner Mutter in England übernehmen würdest. Wie kann ich das verstehen?
Ja, das stimmt, meine Eltern haben das London Baroque-Orchester aufgebaut und da sie sich schön langsam in die Pension zurückziehen wollen, suchen sie nach einer Ersatzmöglichkeit. Das Problem ist halt, dass ich hier in Wien sitze. Ich liebe Barockmusik.
Würdest du wieder diesen Beruf für dich wählen?
Ich würde ohne irgendwelche Ablenkungen, vollherzig versuchen, Musik zu studieren. Vielleicht liegt auch sehr viel Glück darin, dass ich jetzt da bin, wo ich schon sehr viel erreicht habe.
Hast du einen Lieblingskomponisten?
Ich bin sehr beeindruckt von den spätdeutschen Romantikern. Richard Strauss, Gustav Mahler das sind so meine Lieblingskomponisten.
Was ist deine Lieblingsspeise?
Müsste irgendein thailändisches Curry sein – aber eigentlich liebe ich alles (lacht).
Und natürlich die Wiener Küche.
Hast du ein Lieblingsurlaubsland?
Ich war einmal so 8 Tage in Korfu im Juli und das war phantastisch und bisher kann ich sagen, dass diese Insel mein Lieblingsferienort ist.
Ich würde sehr gerne griechische Inseln weiter im Süden entdecken.
Hast du ein Sprichwort ?
Der Weg ist das Ziel.
Danke, es war ein sehr angenehmes und für mich auch interessantes Gespräch.