Gianni Schicchi am Schlosstheater Schönbrunn

Mit Spannung wurde die Premiere der 1914 uraufgeführten Oper in einer Produktion der Musikuni Wien unter der Regie von Beverley Blankenship und der musikalischen Leitung von Peter Marschik erwartet.

Eine Premiere, die eigentlich keine Premiere ist, oder besser eine von vier Premieren, da die Darsteller an jedem der 4 Aufführungstage wechseln. Eine interessante Variante, da es bei unterschiedlichem Publikum und Künstlern zu unterschiedlichen Energien zwischen den beiden Gruppen kommt.  

Bei dieser ersten Aufführung stimmte dieser Austausch zwischen den beiden Gruppen. Die Regie liess den Sängern genügend Spielraum, ihr Können zu zeigen. Das Bühnenbild, welches zuerst an das Möbellager der Caritas erinnert, gibt durch eine kluge Bühnentechnik den Künstlern die Möglichkeit, sich durch spannende Platzwechsel auf dem Altmöbelberg in Szene zu setzen. Somit ist es für mich erfreulich, dass die Sänger im Mittelpunkt stehen und durch die Regie unterstützt werden.

Unterstützt werden sie auch durch ein gut spielendes Webern- Orchester, welches durch den musikalischen Leiter Peter Marschik mit sehr viel Gefühl durch diese durchkomponierte Oper führte und die Sänger unterstützte. Er verstand es durch den ständigen Wechsel der Musik eine Dynamik und nicht histerische Hektik zu erzeugen.

Allen voran brillierte der junge Stefan Hadzic in der Titelrolle, welcher mit seiner kräftigen Stimme das Schönbrunner Schlosstheater vibrieren liess. Schon beim ersten Erscheinen auf der Bühne zeigte er, wer hier der Chef ist. Er überraschte nicht nur mit seiner kräftigen Stimme, sondern auch durch seine Bühnenpräsenz und seinen theatralischen Ausdruck. Ihm gehörte die Bühne. Ein junger Sänger mit grossen Karrierechancen.

Von Mareike Jankowski als Zita ist man diese Bühnenpräsenz gewöhnt und diese, gepaart mit ihrer unverwechselbaren, geheimnisvollen Mezzo-Stimme, wird immer mehr zur Marke "Mareike".

Sehr angenehm aufgefallen sind auch der sehr junge Bassbariton Michael Nagl als Simone  und ebenfalls der Bassbariton Helmut Höllriegl in der Rolle des Notars.

Leider war die Rolle der Lauretta, welche ja die wunderschöne Arie "O mio Babbino Caro" zu singen hat, nicht nur stimmlich sehr schwach besetzt, sondern legte sie die Rolle als naives Schulmädchen an. Dies wurde durch ein unmöglich Kostüm noch verstärkt. Es ist zu hoffen, dass die nächste Sängerin dieser Rolle nicht nur gesanglich mehr entsprechen wird.

Gestört hat mich, dass in einer Szene ein Familienmitglied auf den bereits toten Donati spuckt. Das ist menschlich verwerflich und in einer doch sehr spassig angelegten Inszenierung überhaupt nicht passend. 

Kurz und gut, eine Produktion, der es gelingt, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten und die man nicht versäumen sollte.  

 

P.S.: In den vorangegangenen Jedermann Monologen machte die junge Tina Drole auf sich aufmerksam und kann sicher mehr gefordert werden. 

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