CARMEN Eine Produktion der Kammeroper … die Neue Bühne für das Theater an der Wien
Produktionen der Kammeroper sind immer sehr spannend, da sie von den Jungen Ensemblemitgliedern des TAW, auch JET genannt, bespielt werden….
Diese Carmen spielt irgendwo am Stadtrand in einer sehr öden Gegend. Der Platz gleicht einem Lagerplatz für Alteisen und daher ist auch ein in der Mitte auseinandergeschnittenes Autowrack ein wichtiger Bestandteil des gelungenen Bühnenbildes.
Der Regisseur Andreas Zimmermann hat es verstanden, die Künstler ins Zentrum des Geschehens zu stellen und gibt ihnen so viel Raum, als dies auf dieser doch eher kleinen Bühne möglich ist.
Als „Orchester“ fungierten drei "Straßen- Musiker" (Geige-Sebastian Gürtler, Bass-Georg Breinschmid, Akkordeon-Tommaso Huber) welche sich als sehr musikalisch erweisen und auch mit feinen Nuancen die Szene verstärkten. Sicher nicht leicht für Sänger, ohne Dirigenten zu singen.
Die in Wien lebende polnische Mezzosopranistin Natalia Kawalek ist für die Titelrolle die Idealbesetzung schlechthin. Ein Energiebündel, welches über die ganze Bühne wirbeln kann und die Rolle glaubhaft, verführerisch und in hohem Maße erotisch, ohne in irgendeiner Form ordinär zu wirken, anlegt. Sie ist die fordernde, die kompromisslose Carmen.
Wie heisst es doch so schön in Millöckers Bettelstudent : Der Polin Reiz ist unerreicht.
Ihre Stimme passt sich wunderbar an den Charakter der Carmen an, zeitweise tief und verführerisch, dann wieder wechselt sie das Register in den Kopf, um mit Temperament ihre Forderungen zu artikulieren.
Viktorija Bakan ist die zarte, um Liebe heischende, ja betende, Micaela. Zart, mit glockenreiner,wunderschöner,berührender Sopranstimme, ist sie die unschuldige, an nichts Böses denkende Liebende.
Tobias Greenhalgh als Escamillo verkörpert mit sicherer Stimme den über den Dingen stehenden Macho.
Felix Dumeril als Zuninga wirbelt über die Bühne und bringt auch das Publikum ob gewollter Komik zum Lachen.
Leider in jeder Beziehung eine Fehlbesetzung ist Don Jose, der mir wie der Weinviertler Gendarm Polt vorkommt.
Noch einige Male wird Carmen in dieser Fassung zu sehen und zu hören sein. Ich bin sicher, dass diese Kraftanstrengung von dem jungen Team bestens bewältigt werden wird.
Ein Besuch ist empfehlenswert, da es zeigt, wie Carmen auch modern inszeniert werden kann und der Fokus dabei voll auf den Künstlern bleibt.