Claus Guth schaffte es auf sehr interessante Art, diese Venezianische Karnevalsoper in die Jetzt Zeit zu übersetzen. Nicht schenkelklopfend sondern sehr subtil. Nur die beiden Ammen wurden zum Teil im Stile Mrs. Doubtfire von Marcel Beekmann und Jose Zapata erfolgreich als komische Typen dargestellt.
Es geht nicht um blinde Liebe des Nerone zu Poppea sondern um die sich immer weiter steigernde Leidenschaft des in den Wahnsinn steuernden Nerone.
Valer Sabadus schaffte es mit wunderschöner und angenehmer Countertenorstimme diesen Wahnsinn im Gesang und rollengerecht auszudrücken. Ein Nerone der von Weltherrschaft besessen ist.
Jennifer Larmore als Ottavia und Franz Joseph Selig als Seneca überzeugten in ihren Rollen.
Für mich lag die Überraschung in den Nebenrollen. So brillierte Gaia Petrone mit wunderschöner, junger, frecher Stimme als Damigella und ebenso Sabine Puertolas als Drusilla. Ein Freude, beiden zuzuhören.
Natalia Kawalek als die Tugend überzeugte nicht nur mit einer wunderschönen Klangfarbe als kräftige Mezzosopranistin sondern auch mit einer sehr anpassungsfähigen Bühnenpräsenz, die sie schon öfters gezeigt hat. Man merkt, wie sie die grosse Bühne liebt.
Das Trio rund um den jungen Bass Christoph Seidl erhielt ebenfalls den gebührenden Applaus.
Jean Spinosi mit dem Ensemble Matheus gelang es die Szenen etwas dramatisch zu gestalten.
Eine Barock Oper, die doch 4 Stunden dauert und sowohl an die Künstler aber auch an das Publikum grosse Anforderungen stellt, kann durch eine Regie, welche die Sängerinnen und Sänger sehr unterstützt auch in der Jetzt-Zeit sehr interessant sein.
Der Mayerling Schluss war dann überraschend und beide sind meiner Meinung nach zu langsam gestorben.