Das Wetter meinte es gut mit mir. Wunderbarer blauer Himmel machte Die Hochzeit des Figaro zu einem schönen Open Air Freiluft Abend vor dem Schloss Kittsee. Kittsee ist maximal 40 Autominuten von Wien entfernt. Schon bei der Autobahnabfahrt sieht man auf einem Hügel die Burg von Bratislava und die Stadtrandsiedlungen der slowakischen Hauptstadt.
Das kleine Barockschloss liegt inmitten eines wunderschönen Schlossparks mit altem Baumbestand.
Vor dem Eingang ins Festspielareal sind auf einer großen Wiese hölzerne Verkaufsstände mit Tischen und Bänken aufgebaut.
Angeboten werden Wein eines lokalen Weingutes, Sekt, hausgemachte Grammelpogatschn , Bratwurst und diverse Mehlspeisen.
Eine sehr angenehme, familiäre Atmosphäre.
Sehr gemütlich ohne Betongebäude, eine Wohltat wenn man aus der Stadt anreist.
Die Hochzeit des Figaro findet auf einer vor dem Schloss aufgebauten Bühne statt. Gegenüber wurde die Tribüne errichtet. Von jedem Platz hat man ausgezeichnete Sicht.
Das Bühnenbild besteht aus drei fahrbaren Wänden, die je nach Bedarf verschoben werden können und so die jeweiligen Schauplätze darstellen.
Es zeigt, wie mit relativ geringen Mitteln und mit einigen Farbeffekten eine Oper inszeniert werden kann. Im Mittelpunkt stehen die Künstler und das ist auch gut so, denn nur diese ganz allein können Emotionen beim Publikum hervorrufen.
Es erscheint mir wesentlich besser in gute Sängerinnen und Sänger zu investieren als in gigantische Bühnenbilder. Vom Sitzplatz aus sieht man die Sänger in voller Grösse und nicht als Punkte auf einer Riesenbühne.
Nun zum Stück selbst :
Die Handlung wurde in die Marillengemeinde Kittsee verlegt und die Rezitative auf Deutsch gesprochen.
Durch den Abend führt ein Erzähler in Form eines Marillenverkäufers, der jedoch oft mit seinen Kommentaren am Klamauk vorbeischrammt und in einigen Szenen sogar als störend empfunden wird. Hier hat man etwas überzogen. Er würde besser auf eine Stegreifbühne passen.
Die Besetzung der einzelnen Proponenten ist gut gelungen, jedoch wie immer gibt es herausragende Stimmen.
Mit gewaltiger und sicherer Bass-Stimme überzeugte der aus Sibirien stammende Ivan Zinoviev, welcher aus derselben Stadt wie „Dima“ Hvorostovsky stammt. Wenn das kein gutes Zeichen ist. Der sympathische junge Sänger legte die Rolle sehr versöhnlich an und zeigte ebenfalls eine sehr gut einstudierte Bühnenpräsenz.
Ivan kann man heuer noch im Theater an der Wien – Kammeroper als Inquisitor in Don Carlos hören.
Nathalie Pena – Comas überzeugte als Gräfin Almaviva mit einer klaren Sopranstimme und meisterte mit einer wunderschönen Stimmfarbe samtweiche Passagios und schaffte es, Emotionen beim Publikum hervorzurufen. Eine Idealbesetzung
Die junge, aus Teheran stammende Mezzosopranistin Ghazal Kazemi war eine Idealbesetzung für den Cherubino. Voi Che Sapete interpretiere sie mit Hingabe. Leider lief ihr das Orchester unter Leitung des ungarischen Assistenten manchmal davon. Vielleicht hat er zu viel Paprika im Blut. Eine junge Sängerin mit Potential.
Das Sommerfestival Kittsee zählt zu einem Kulturellen Hotspot im Vorzimmer Wiens.
Am 20. Und am 21.Juli stehen noch Aufführungen auf dem Programm.